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Kampagnen 21.09.2021

Deine Bekannte verbreitet Verschwörungsmythen? #sprichesan

Verschwörungsmythen sind ein Mittel, das gern in rechtsgesinnten Kreisen genutzt wird und uns in den letzten Jahren in Zusammenhang mit vielen Themen verstärkt begegnet. Gerade, wenn im engeren Verwandten- und Bekanntenkreis merkwürdige Äußerungen getätigt werden, will man diese oft nicht so stehen lassen. So ging es auch Tanja, die hier unter #SprichEsAn ihre Geschichte mit uns teilt.

Was ist passiert?

Tanja: „Meine Mutter hat eine Freundin, die seit Jahren vielen Menschen hilft, mit Schmerzen fertig zu werden. Sie ist eine beliebte Frau, die sich berufen fühlt, Gutes zu tun. Unsere ganze Familie ist mit ihr auf sozialen Kanälen befreundet.

Wir konnten alle nicht fassen, wie sie im letzten Jahr über Verschwörungsmythen zur glühenden Trump-Anhängerin geworden ist. Sie sieht sich auf dem richtigen Weg und alles, was ihr in die Quere kommt, wird bedauert für seine “Naivität”. Viele haben vergeblich versucht, sie auf den Teppich zu holen – ohne Erfolg. Sie trauert öffentlich über dieses Unverständnis, das ihr entgegengebracht wird.
Auch ich habe versucht, sie darauf anzusprechen und einen Korb bekommen. Dann habe ich meine Mutter gebeten, zu ihr zu gehen und ihr zu sagen, dass wir einander vielleicht im Moment nicht verstehen könnten, aber dass sie weiterhin immer willkommen sei, wenn sie einen Menschen brauche, der für sie da ist. Auch dies brachte keinen Erfolg.“

#SprichEsAn: Was genau?

Kleiner 5: „Was genau fandest du problematisch an den Aussagen von der Bekannten deiner Mutter und den Beiträgen, die sie über ihre Social Media Profile teilt?“

Tanja: „Sie setzt sich seit langer Zeit mit alternativen Techniken auseinander, den Körper zu heilen und hat viele Follower*innen, die auf ihre Gabe vertrauen. Ihre Worte kommen dort sehr gut an. Ich habe das Gefühl, sie wird in ihrer Funktion als kleine Influencerin instrumentalisiert. Sie streut aktiv und massiv Informationen, die mehr als zweifelhaft sind. Ihre Aussagen beruhen weder auf Fakten, noch können sie mit seriösen Quellen belegt werden. Allerdings ist sie nun von den öffentlichen Kanälen verschwunden, auf denen ich sie bisher wahrgenommen habe, weil es zu “gefährlich” ist, dort aktiv zu sein...“

#SprichEsAn: Und warum?

Kleiner 5: „Warum findest du es wichtig, mit ihr zu sprechen?“

Tanja: „Ich war erschrocken darüber, dass eine Person in meinem Umfeld Verschwörungsmythen verbreitet und wollte das auf keinen Fall einfach ignorieren. Ich finde es schade, dass die Freundin meiner Mutter die Aussagen nicht hinterfragt und wünsche mir natürlich, dass sie ihre neuen Ansichten überdenkt und sich wieder auf Gespräche einlässt mit Menschen, die dem widersprechen, was sie propagiert. Unabhängig davon, wohin sich ihre Gesinnung entwickelt, finde ich es wichtig, Verschwörungsmythen nicht einfach unkommentiert stehen zu lassen. Besonders wichtig finde ich auch, dass sie nicht zum Feindbild wird, sondern wir ihr immer wieder ein Angebot machen, sich auf ein Gespräch einzulassen und die Tür nicht zuschlagen und.“

#SprichEsAn: Aber wie?

Unsere Tipps für solche Situationen:

Es hängt immer stark von der Person, dem Kontext und der Situation selbst ab, wie du reagieren kannst. Kennst du die Person gut wie in dem beschriebenen Beispiel, kann es sinnvoll sein, ein Gespräch zu suchen. Passe dafür einen ruhigen Moment ab, in dem ihr beide Zeit für ein Gespräch habt.

Personen, die an Verschwörungsmythen glauben, sind allerdings oftmals nicht an den konkreten Fakten interessiert und es ist eher unwahrscheinlich, mit ihnen eine sachliche Diskussion zu führen. Wenn du das Gefühl hast, die Person ist offen für eine sachliche Diskussion, kannst du sie zum Nachdenken anregen, indem du die Themenfelder eingrenzt, dich nach den Quellen zu den Behauptungen erkundigst und deren Glaubwürdigkeit hinterfragst. Empfehlenswert ist es dabei, eigene Begriffe zu nutzen und die verschwörungsideologischen Ausdrücke zu vermeiden.

Vor allem gilt: Bleibe radikal höflich. Das bedeutet, Diskussionen sachlich und respektvoll zu führen und gleichzeitig Hass und Ausgrenzung aktiv entgegenzutreten.

Hast du ähnliches erlebt? Schick uns eine Mail mit deiner Geschichte an geschichten@kleinerfuenf.de oder teile es in deiner Instagram Story unter #sprichesan.